Green Elephant Biotech über den Weg zur erfolgreich strukturierten Finanzierungsrunde
Mit dem Einstieg von Bürkert GmbH & Co. KG schlägt Green Elephant Biotech ein neues Kapitel auf. Das junge Biotech Start-up aus Gießen entwickelt ein patentiertes Zellkultursystem, welches die Forschungsarbeit und Herstellung individualisierter Medikation rationeller und nachhaltiger machen soll. Herzstück ist ein mehrstöckiger Bioreaktor mit schraubenförmiger Struktur namens CellScrew ®, der, verglichen mit herkömmlichen Systemen, eine deutlich größere Wachstumsfläche für adhärente Zellen schafft und somit wesentlich effizientere Zellkultivierungen ermöglicht. Gefertigt wird das System im 3D-Druck aus dem Biopolymer Polylactid (PLA), welches aus Pflanzenreststoffen gewonnen wird. Im Vergleich zu herkömmlichen Einweggefäßen reduziert es den CO2-Fußabdruck laut Unternehmensangaben um bis zu 90%.
Doch wie kam es zu diesem Deal und warum fiel die Wahl auf Steinbeis M&A?
Darüber habe ich mit Joel und Felix von Green Elephant Biotech sowie Magnus und Christopher von Steinbeis M&A gesprochen:
Catharina Hübner
Ihr geht mit Green Elephant neue Wege und habt Bürkert nun an eurer Seite. Weshalb habt ihr in der Finanzierungsrunde gemerkt, dass ihr einen Partner braucht und wie seid ihr auf uns gekommen?
Felix Wollenhaupt
Die Frage, warum wir einen Partner benötigen, ergibt sich relativ schnell aus unserem Geschäftsmodell. Im Biotech- und Biopharmabereich ist es nicht unüblich, für die Entwicklung eines Produkts auf externe Finanzierungen zurückzugreifen. Der Weg bis zur Markteinführung ist sehr lang, da die Produkte erst erfolgreich platziert werden können, wenn sämtliche regulatorischen Anforderungen erfüllt sind.
Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, diesen Weg zu gehen. Bereits direkt nach der Gründung haben wir erste Mittel von Business Angels eingesammelt und waren anschließend auch mit verschiedenen VCs im Gespräch. Schließlich haben wir uns entschieden, einen größeren, strukturierten Prozess zu gehen.
Dabei kam mir sofort Magnus in den Sinn, mit dem ich bereits in meinem ersten Startup zusammengearbeitet habe, wo er als Business Angel involviert war. Wir waren der Überzeugung, dass es für die nächste Finanzierungsrunde sinnvoll ist, eine umfassende Marktansprache vorzunehmen. Das Ergebnis war, dass es für uns die beste Lösung war, einen strategischen Partner einzubinden und mit dieser Entscheidung sind wir bisher sehr glücklich gefahren.
Catharina Hübner
Ihr seid über Magnus auf uns aufmerksam geworden, den ihr bereits kanntet. Gab es darüber hinaus Punkte, die euch überzeugt haben, dass wir das richtige Beraterteam mit Christopher, Christoph und Magnus an eurer Seite sind?
Joel Eichmann
Ich fand die Rolle von Christopher sehr stark, da er selbst auch einen technischen Hintergrund in Biopharma, Chemie, Life Science und Medizintechnik mitbringt und im ersten Gespräch bereits die richtigen Fragen gestellt hat.
Unsere Technologie bewegt sich in einer Nische, in der es entscheidend ist, dass die Personen, mit denen wir zusammenarbeiten – seien es Investoren, seien es Technologiepartner, seien es Berater – die Branche aber auch die Technologie verstehen.
Das hat mich von euch überzeugt, da euer Team auf Anhieb verstanden hat, was wir tun, warum es spannend ist und weshalb es ein Case ist, der es wert ist, begleitet und unterstützt zu werden.

Catharina Hübner
Christopher, was hat dich an diesem Setup und Gründerteam besonders gereizt – fachlich und menschlich?
Dr. Christopher Klein
Was mich besonders überzeugt hat, ist die perfekte Ergänzung zwischen Joel und Felix: Felix als kompetenter Finanzer und Joel mit seiner Erfindung und den technischen Überblick. Beide können aber auch über den eigenen Bereich hinausdenken und sich gegenseitig vertreten. Mich beeindrucken ihre Energie und Authentizität. Felix immer mit einem Schmunzeln und Lächeln, auch wenn es mal schwierig wird. Joel mit seiner stets stoisch-bedächtigen Art, die ihm beim Verfolgen gesteckter Ziele dienlich ist. Ihre authentische Art, der unkomplizierte Umgang, sophisticated und gleichzeitig sehr menschlich und nahbar: beide aus meiner Sicht wirkliche Unternehmerpersönlichkeiten, mit denen die Zusammenarbeit einfach Spaß macht.
Catharina Hübner
Was hat dich fachlich gereizt?
Dr. Christopher Klein
Fachlich hat mich die Kommerzialisierung einer Technologie für die Kultivierung von adhärenten Zellen fasziniert. Aus meiner Studienzeit, Promotion und Industrie kenne ich gewöhnlich Suspensionskulturen – also große Fermenter, in denen viele Zellen in Nährmedium wachsen und mittels Rührer in Suspension gehalten werden. Und für die Nische adhärenter Zellen gibt es seit 100 Jahren simple Schalen mit geringer spezifischer Oberfläche, auf denen die Zellen wachsen. Der technologische Sprung von Green Elephant ist genau das, was Industrie und Medizin brauchen – vor allem im Hinblick auf zunehmend benötigte Zelltherapien und Impfstoffe.
Catharina Hübner
Gab es im Prozess eine Phase, die besonders komplex war, in der ihr froh wart, auf Christophers Expertise zurückgreifen zu können, beispielsweise in Bezug auf Bürkert?
Felix Wollenhaupt
Es gab sicherlich verschiedene Wendepunkte während des Prozesses, ganz besonders kurz vor Deal-Signing, als es in die Verhandlungen ging, wurde es spannend. Kurz vor dem Deal Closing war es sehr wertvoll, eine zusätzliche Perspektive einzubringen und einen Sparringspartner zu haben, mit dem wir die verschiedenen Optionen durchsprechen konnten. Rückblickend war diese Unterstützung für uns äußerst hilfreich und wir waren dankbar für die Unterstützung.
Catharina Hübner
Man sagt, dass es in der Zusammenarbeit eine Art „Ringen um die beste Lösung“ gibt. Hat es eine Rolle gespielt, dass wir sowohl eine technische als auch eine strategische Tiefe in den Prozess einbringen konnten?
Joel Eichmann
Ich denk, in so einem Fall wie bei uns geht das eine nicht ohne das andere. Wir haben am Anfang viel mit dem Steinbeis-Team diskutiert. Über Anwendungen, über Märkte über Marktgrößen. Das war die Grundlage dafür, dass wir strategisch gut in den Finanzierungsprozess gehen konnten.
Catharina Hübner
Der Prozess ist gut gelaufen, die Zusammenarbeit war erfolgreich, gibt es einen Moment, auf den ihr besonders stolz seid oder wo ihr das Gefühl habt, da ist der Knoten geplatzt?
Joel Eichmann
Da gab es ein tolles Treffen und ich würde sagen, es war der Moment, in dem ich das Gefühl hatte, dass wir wirklich über die Ziellinie gekommen sind. Wir haben den Vorstand von Bürkert getroffen. Wir waren dort mit unserem CTO Lukas Käßer und unserer COO Zie Quann Wu und haben den ganzen Tag gemeinsam mit verschiedenen Teams von Bürkert an unterschiedlichen Themen gearbeitet.
Am Ende gab es eine große Runde mit fast dem gesamten Vorstand, inklusive des CEO Georg Stawowy und das war der Moment, in dem wir gemerkt haben, das funktioniert nicht nur auf der technischen Ebene, da hatten wir ja schon zusammengearbeitet. Die Leute im Vorstand, die verstehen uns, die wissen, wie man mit Start-ups zusammenarbeitet. Die haben das auch nicht zum ersten Mal gemacht, und nach diesem Treffen hatte ich das Gefühl, das kann was werden.
Magnus Höfer
Das ist ein wichtiger Punkt. Oft neigen Berater dazu, ihre Kunden zu stark abzuschirmen – das bringt in den Verhandlungen auch Vorteile, aber wir achten genauso darauf, dass genügend Raum bleibt, um Vertrauen zwischen den Personen aufzubauen. Joel, genau an diesem Tag habe auch ich das gespürt, dass eine sehr gute Chemie entstanden ist. Man braucht dieses Gefühl, dass man das Projekt auch in den kommenden Wochen und Monaten gemeinsam über die Ziellinie bringt.
Joel Eichmann
Absolut. Wir haben uns gemeinsam auf diesen Termin vorbereitet, haben mit euch die Agenda durchgesprochen und wurden von euch gebrieft. Gleichzeitig habt ihr uns das Vertrauen gegeben, dass wir den Termin vor Ort auch ohne euch erfolgreich durchführen können.
Felix Wollenhaupt
Wenn ich mich richtig erinnere, war es sogar dein Vorschlag, Magnus, vorher diesen „Handshake-Deal“ zu machen. Ich glaube, der Begriff kam von dir. Und genau so ist es dann auch gelaufen, wir haben uns in die Augen geschaut, die Hand gegeben, und damit war die Sache im Grunde besiegelt. Ganz altmodisch, aber es hat funktioniert.
Magnus Höfer
Es hat sich bewährt.
Dr. Christopher Klein
Wir stehen hinter unseren Mandanten, nicht vor ihnen. Ihr müsst glänzen, ihr müsst euch am Markt beweisen. Wir sind nur temporär da, als Berater, Sparringspartner, Spiegel. Magnus und ich treten bewusst im Partner-Tandem auf, was bei Beratungsunternehmen nicht selbstverständlich ist. Unser Ansatz ist, im Hintergrund zu agieren. Es ist wichtig, dass Präsentationen von euch kommen, dass sie authentisch sind und nicht wirken, als hätte Steinbeis sie präpariert. Genau das ist unsere Philosophie als M&A-Berater.
Catharina Hübner
Das bringt mich zum nächsten Thema. Würdet ihr im Nachgang sagen, dass es gerade im Dreierteam praktisch ist, so etwas wie eine „Handschrift von Steinbeis“ im Prozess zu haben?
Felix Wollenhaupt
Auf jeden Fall. Es war unsere erste professionell durchgeführte Marktansprache in dem Sinne. Der Prozess war deutlich strukturierter und professioneller als in den vorherigen Runden, besonders von der Methodik her.
Wir hatten einen klaren Zeitplan und einen definierten Ablauf, den wir stringent durchlaufen haben. In früheren Runden haben wir viel mehr iteriert und Dinge spontan angepasst.
Catharina Hübner
Magnus, wie viel Moderation, Verhandlung und Sparring steckt in deiner Rolle in solchen Prozessen?
Magnus Höfer
Wenn man Moderation so versteht, dass sie die Verantwortung für den gesamten Prozess umfasst, dann ist das eine unserer wichtigsten Aufgaben. Wir sind verantwortlich für das Momentum im Prozess: für die Einhaltung des Zeitplans, für ein anhaltendes Investoreninteresse und dafür, dass zu keinem Zeitpunkt Stillstand entsteht.
Sparring ist ebenfalls sehr wichtig, insbesondere dann, wenn man merkt, dass der Kunde bei bestimmten Themen noch nicht ausreichend vorbereitet ist. In diesem Fall haben wir das, finde ich, sehr gut hinbekommen. Nicht zuletzt haben wir auch an der strategischen Positionierung noch etwas gearbeitet, die vorhandene Basis war schon sehr stark. Wir haben wir die strategische Positionierung noch etwas genauer herausgearbeitet und kommunikativ begleitet.
Catharina Hübner
Wir haben ein speziell auf Start-ups adaptiertes Bewertungsmodell entwickelt. Inwiefern hat das für euch eine Rolle gespielt?
Magnus Höfer
Unser Mehrwert besteht nicht nur darin, gescheite Fragen zu stellen und Green Elephant gegenüber Investoren möglichst vorteilhaft zu platzieren, sondern auch darin, überzeugende Argumente für eine angemessene Bewertung zu liefern.
Diese haben wir im Zusammenspiel mit Felix und dem gesamten Team erarbeitet, das bereits über einen sehr professionellen Businessplan verfügte. Darauf konnten wir eine auf Start-ups adaptierte, fundierte Bewertungsunterlage aufbauen, die dann auch in den Verhandlungen eine wichtige Rolle gespielt hat.
Am Ende sorgt so etwas für eine rationale Grundlage, über die man verhandeln kann. Diese ist nicht notwendigerweise einseitig, sondern dem gesamten Prozess dienlich. Man legt dadurch die impliziten Annahmen offen und erkennt sofort, wo es hakt, welche Themen konkret noch abgearbeitet werden müssen und wo es vielleicht grundlegende Meinungsverschiedenheiten gibt, die sich nicht überbrücken lassen. Genau das kann man so herausarbeiten und – wenn beide Parteien es wollen – dann auch zu einer Lösung kommen.
Dr. Christopher Klein
Darüber hinaus war auch die spezifische Anteilseignerstruktur eine Herausforderung. Wir hatten es hier mit einem Unternehmen zu tun, das über Equity finanziert war, bei dem aber auch Wandeldarlehen existierten, die zu einem bestimmten Zeitpunkt auslaufen sollten. Das heißt, wir hatten eine Uhr, die tickte, und eine Zeitschiene, die wir unbedingt einhalten mussten. Insgesamt waren weit über zehn Parteien involviert, die entsprechend orchestriert werden mussten.
Magnus Höfer
Nicht zu vergessen, die Secondaries kamen auch noch hinzu! Es war also ein recht komplexer Deal mit vielen beweglichen Teilen, wo nichts anbrennen durfte. Felix, da hattest du einiges zu jonglieren.
Felix Wollenhaupt
Ich war sehr dankbar, dass wir das nicht allein bewältigen mussten.
Catharina Hübner
Ihr habt den Deal abgeschlossen und parallel entwickelt sich die Branche kontinuierlich weiter. Es herrscht nie Stillstand. Wo seht ihr aktuell die größten Umbrüche in der Biotech-Branche?
Felix Wollenhaupt
In der Industrie sehen wir einen deutlichen Umbruch hin zur personalisierten Medizin. Während früher beispielsweise in der Impfstoffproduktion aus einer einzigen Produktionscharge Millionen Dosen hergestellt wurden, ermöglichen neue Produktionstechnologien heute die Entwicklung personalisierter, auf eine einzelne Person zugeschnittener Therapeutika. Das bedeutet, wir haben eine klare Veränderung in der Produktion, den Produktionsmitteln, den Abläufen und in den Prozessen.
In den letzten Monaten haben wir gesehen, dass der Markt diesen Trend noch stärker aufgreift, insbesondere unter dem Schlagwort Zell- und Gentherapien. Genau in diesem Bereich wollen wir uns langfristig als relevanter Player etablieren.
Dr. Christopher Klein
Das hat mich sehr interessant, dass ihr nicht im Bereich der typischen Zellkulturen unterwegs seid, also mit Zellsuspensionen, sondern mit adhärenten Zellen. Das ist eine sehr spezielle Nische, die bislang vergleichsweise wenig besetzt ist, jedoch enormes Potenzial bietet.
Joel Eichmann
Die Nische der adhärenten Zellen ist technologisch tatsächlich stark unterrepräsentiert, gleichzeitig aber im Markt hochrelevant. Das macht sie für uns so interessant.
Im Bereich der Stammzelltherapien und der personalisierten Medizin, bei denen Zellen direkt aus dem Patienten verarbeitet werden, ist es gar nicht möglich, mit klassischen Suspensionsreaktoren zu arbeiten. Wir haben im vergangenen Jahr rund 1.600 klinische Studien analysiert und festgestellt, dass etwa ein Drittel davon auf adhärenten Zellen basiert. Das ist ein signifikanter Marktanteil, in dem es bislang nur sehr wenige Anbieter mit innovativen Produktionstechnologien gibt. Hier sehen wir einen klaren Umbruch.
Der zweite große Umbruch in der Pharmaindustrie betrifft das Thema Nachhaltigkeit. Auch wenn es in den Medien, gerade in den USA, zeitweise weniger präsent ist, treiben die Unternehmen dieses Thema konsequent voran. In den vergangenen zwei bis drei Jahren haben viele Pharmaunternehmen entsprechende Programme gestartet.
Ich bin überzeugt davon, dass der richtige Weg in der Kombination liegt: technologische Innovation gepaart mit Nachhaltigkeit. Allein Nachhaltigkeit ist selten das stärkste Verkaufsargument. Wenn jedoch beide Dimensionen zusammenspielen, öffnet das viele Türen bei Kunden, weil man sie sowohl über den technologischen Fortschritt als auch über den Nachhaltigkeitsaspekt erreicht.
Catharina Hübner
Welche Rolle spielt Geschwindigkeit und Qualität und wie balanciert ihr das miteinander aus?
Felix Wollenhaupt
Prinzipiell haben wir als Start-up den großen Vorteil gegenüber den etablierten Großunternehmen, dass wir allein durch unsere Strukturen sehr agil sind. Unsere Aufbau- und Ablauforganisation ermöglicht schnelle Entscheidungen und eine zügige Umsetzung von Innovationen in den Markt. Das ist ein erheblicher Vorteil in einer Welt, die sich immer dynamischer und unsicherer entwickelt.
Andererseits bewegen wir uns in einem Markt mit großen Markteintrittsbarrieren. Viele Kunden setzen nach wie vor stark auf bewährte Lösungen. Es braucht daher Zeit, um Vertrauen aufzubauen und nachhaltige Marktanteile zu gewinnen. Diesen Prozess müssen wir durchhalten und konsequent aussetzen, auch wenn unsere Agilität uns schon heute erlaubt, schneller Innovationen voranzutreiben.
Dr. Christopher Klein
Mir persönlich macht es große Freude, dieses Wissen als Steinbeis-Berater einzubringen. Mit euch zu arbeiten hat wirklich Spaß gemacht, ihr seid ein tolles Team, welches sich gut ergänzt und komplementiert.
Wir hatten viel zu Lachen und gleichzeitig das Gefühl, etwas Sinnvolles beizutragen. Am Ende geht es doch um hehre Ziele, die Gesundheitsindustrie voranzubringen, die Versorgung von Patienten zu verbessern und schließlich Leiden zu lindern. Das motiviert uns jeden Tag.
Besonders schön war, dass die Energie in beide Richtungen geflossen ist. Oft müssen wir unsere Kunden pushen, bei euch war es anders: Ihr habt uns angetrieben, nachgefragt, wann der nächste Schritt kommt. Das hat uns sehr gefallen. Wir haben uns gegenseitig die Bälle elegant zugespielt, und genau deshalb haben wir es geschafft, das Projekt in nur sechs Monaten zum Abschluss zu bringen. Der Mandatsvertrag wurde im Juli 2024 unterzeichnet, im Dezember war die Vereinbarung abgeschlossen, kurz vor Weihnachten die Unterschrift, und im Januar war das Closing. Das war auch wichtig im Hinblick auf die Fälligkeit der Wandeldarlehen. Wir haben alle Zeitlinien eingehalten und das in einer Phase, in der Deals im Markt eher länger als kürzer dauern.
Catharina Hübner
Wenn ihr auf den gesamten Prozess zurückblickt, mit der Geschwindigkeit und den Argumenten, die ihr einbringen konntet, was war für euch das stärkste Argument, mit uns zusammenzuarbeiten?
Felix Wollenhaupt
Das Wichtigste war für uns, einen Partner an der Seite zu haben, der einerseits über tiefes Marktverständnis verfügt, andererseits unser Produkt versteht und als drittes ein starkes Netzwerk mitbringt. Das sind die drei Kernthemen und ich finde, da habt ihr ein sehr gutes Bild abgegeben.
Joel Eichmann
Vielleicht noch ergänzend: Nicht nur Markt und Produkt, sondern auch die gesamte Expertise rund um Finanzierungsrunden und Dealstrukturen. Für uns war entscheidend, dass wir ein Komplettpaket an Know-how und Personen zur Verfügung hatten. Den Markt kennen wir auch, aber dieses Rundum-Paket hat den Unterschied gemacht.
Felix Wollenhaupt
Auf persönlicher Ebene hat es ebenfalls sehr gut funktioniert.
Dr. Christopher Klein
Ich erinnere mich noch an unseren ersten Besuch in Gießen. Mein Credo ist, die Menschen persönlich zu treffen und den „Stallgeruch“ des Unternehmens zu erleben: die Kollegen sehen, die Labore besichtigen – das ist mir in jedem Projekt wichtig.
Ihr habt uns damals sehr herzlich empfangen, inklusive Mittagessen beim Food Truck, der regelmäßig bei euch Station macht. Später haben wir euch dann zu einem Closing Dinner nach München eingeladen, um uns gebührend zu revanchieren. Für mich gehört auch dieses Zwischenmenschliche und Persönliche zum Projekt.
Catharina Hübner
Zum Abschluss eine letzte Frage: Was würdet ihr anderen jungen Biotech-Unternehmen raten, um sich im Marktumfeld zu behaupten?
Joel Eichmann
Ein zentraler Rat wäre: immer mehr Zeit einplanen. Das klingt banal und jeder sagt es einem, aber alle Biotech- und Biotool-Unternehmen, die ich kenne, berichten, dass die Timelines mit Kunden letztlich doch länger und komplexer sind, als man es sich wünscht.
Ein zweiter Punkt ist, sich so früh wie möglich ein breites Netzwerk aufzubauen, mit Unterstützern oder sogar „Fans”. Man sollte möglichst früh rausgehen und der Welt erzählen, woran man arbeitet, auch wenn das Produkt noch nicht fertig ist. Dadurch bekommt man schnell Feedback, ob der Markt das Problem tatsächlich so sieht oder vielleicht schon andere Lösungen gefunden hat. Gleichzeitig kann man erste Kunden gewinnen, die vielleicht noch keine großen Umsätze bringen, aber die Technologie testen und positive Rückmeldungen geben. Solche frühen Testimonials sind extrem wertvoll.
Dr. Christopher Klein
Viele denken bei Fundraising sofort an Venture Capital. In der Biotech-Branche war VC lange Zeit die erste Anlaufadresse. Aber die Landschaft hat sich verändert: Es gibt heute mehr Family Offices, Business-Angel-Netzwerke und natürlich die Corporate-Venture-Arme großer Pharma- und Medtech-Unternehmen, die irgendwo zwischen strategischem Investor und Finanzinvestor agieren.
Gerade der strategische Ansatz, den wir hier gewählt haben und der trotzdem Freiräume lässt, ist aus meiner Sicht hochinteressant. Europa, speziell Deutschland mit seinem starken Mittelstand, bietet dafür eine ideale Basis. Makroökonomisch halte ich es für überlegens- und erstrebenswert, wertvolle Technologien und Know-how nicht vorschnell an internationale Konzerne zu veräußern. Natürlich schließen wir keine Option aus und sind auf allen Ebenen und global aktiv. Dem Mittelstand sollten wir jedoch die Chance geben, mit hierzulande entwickelten Technologien zu wachsen.
Wir haben in Deutschland und Europa viel Innovationskraft, unterstützt durch Institutionen wie Steinbeis oder Fraunhofer. Daher freut es mich besonders, dass hier ein Deal gelungen ist zwischen einem innovativen Biotech-Start-up und einem etablierten, aber immer noch mittelständischen Unternehmen mit 3.000 bis 4.000 Mitarbeitern.