Was den Healthcare-Markt bewegt: M&A-Transaktionen 2023 und Ausblick auf 2024

Magnus Höfer, Christoph Osterbrink und Dr. Christopher Klein

Auch dieses Jahr wollen wir nachfolgend eine selektive Rückschau über Deals des vergangenen Jahres und einen Ausblick auf die wichtigsten Einflussfaktoren geben.

Doch zunächst ein Blick auf die Deal-Aktivität: Die Anzahl von öffentlich gemachten M&A-Transaktionen im Healthcare-Bereich weltweit ging von 2022 auf 2023 um fast 20% auf rund 2.500 zurück. Der gleiche, rückläufige Trend spiegelte sich in den DACH-Transaktionen (Deals mit mindestens einer in der DACH-Region domizilierten Partei) wider. Hier konnten wir im zurückliegenden Jahr 135 M&A-Transaktionen ausmachen und analysieren. Übrigens blieb auch das kumulierte (öffentlich bekannte) Volumen aller Healthcare-Transaktionen mit DACH-Bezug im Jahr 2023 deutlich hinter dem des Vorjahres zurück, sofern die 2022 vollzogene Akquisition von Vifor durch CSL Behring entsprechend zugerechnet wird (Closing im August 2022).

Pharma & Biotech

International war die Übernahme des auf Antikörper-Wirkstoff-Konjugate spezialisierten Unternehmens Seagen durch BioNTechs Partner Pfizer für USD 43 Mrd. das Highlight des Jahres (angekündigt im März, abgeschlossen im Dezember 2023), während es in den Top-10-Transaktionen nur einen europäischen Akteur gab, und zwar Roche mit der Übernahme von Telavant für USD 7,1 Mrd. mit Blick auf deren in der Entwicklung befindlichen Antikörper gegen entzündliche Darmerkrankungen. Generell bleibt bei Big Pharma und Biotech der Hauptdruck weiterhin auf der Auffüllung ihrer durch Patentabläufe geschwächten Produktportfolios, wovon sich die Motivation vieler Transaktionen in der DACH-Region unterscheidet.

Zur Unterstützung der Onkologie-Strategie erwarb Boehringer Ingelheim im November 2023 für CHF 450 Mio. die T3 Pharmaceuticals aus Allschwill/Basel, deren Technologieplattform auf lebendigen, dem Pesterreger verwandten Bakterien beruht, welche beliebige Proteine wie Immunmodulatoren in die Krebszellen befördern können. Diese Transaktion reiht sich in eine Reihe früherer Akquisitionen ein, wie die von ViraTherapeutics aus Rum/Innsbruck in 2018 (Therapie mit onkolytischen Vesikulärstomatitis-Viren), die von NBE-Therapeutics aus Basel in 2020 (Antikörper-Wirkstoff-Konjugate) und die von Abexxa Biologics in 2021 (Antikörper auf intrazelluläre Antigene), mithin alle im Bereich der Immuntherapien gegen Krebs. Interessanterweise waren alle vier Target-Unternehmen zuvor qua Portfolio des Boehringer Ingelheim Venture Fund vorselektiert und über mehrere Jahre erfolgreich begleitet worden.

Apropos Krebs-Antikörper: Hier sei noch auf die Übernahme der Synimmun aus Tübingen durch Veraxa Biotech aus Heidelberg vom Dezember 2023 hingewiesen, während die Attraktivität des Bereiches Zell- und Gentherapie auch durch die Übernahme der Züricher DiNAMIQS durch den CMO-Spieler Siegfried aus Zofingen im Mai 2023 attestiert wird.

Die in Basel domizilierte VectivBio entstand 2020 als Spin-out aus der Therachon mit EUR 31 Mio. Startkapital. Hauptasset ist Apraglutid, ein GLP2-Analogon, das als Alternative zu Teduglutid klinisch für die Behandlung von entzündlichen Darmerkrankungen getestet wird. Ähnlich wie die für Diabetes- und Adipositasbehandlung eingesetzten GLP1-Analoga sind GLP2-Analoga Peptide, die im Zentrum vieler Entwicklungsprojekte stehen. Nun übernahm Magen-Darm-Spezialist Ironwood Pharmaceuticals die seit 2021 börsengelistete VectivBio im Juni 2023 (Vollzug des Übernahmeangebots) für über CHF 1 Mrd.

Fast unbemerkt übernahm im Juni 2023 das indische Ophthalmologie-Unternehmen Sentiss Pharma die Akorn AG in Hettlingen/Winterthur als Folge der Insolvenz der US-amerikanischen Muttergesellschaft Akorn Inc. Zusammen mit dem Niedergang von Lannett ruft dies die Verwundbarkeit der generischen Pharmaindustrie in Erinnerung. Trotz hohen Preisdrucks, erlittener Lieferengpässe, der allseits bekannten Abhängigkeit von außereuropäischen Zulieferern und lauter Hilferufe aus Berlin und Brüssel während der Corona-Pandemie, hat sich (politisch) bis heute leider wenig bewegt.

Nach anfänglichem Hype mit 180 Unternehmen allein in Deutschland konsolidiert sich derzeit der Cannabis-Markt zusehends. So schloss die Münchner SymBiotic an die Zukäufe aus dem Jahr 2021 an und akquirierte, gemäß ihrer Buy & Build-Strategie, im August 2023 die CannaCare aus Hamburg und im Dezember 2023 Bushdoctor aus Brunn am Gebirge, letztere für EUR 18 Mio. SymBiotic weist eine derzeitige Marktkapitalisierung von knapp EUR 50 Mio. aus. Im Jahr 2022 hatte die Dermapharm aus Grünwald/München die Cannabinoid Compound Company aus Neumarkt von Canopy Growth für EUR 80 Mio. übernommen; letztere hatte Canopy 2019, also in den Hype-Zeiten, für den fast dreifachen Betrag (EUR 226 Mio.) von der Bionorica übernommen.

Apropos Dermapharm: Diese übernahm im Juni 2023 wesentliche Anteile der Pharmazeutischen Fabrik Montavit aus Absam/Innsbruck. Damit stärkt der bayrische Hersteller von Markenarzneimitteln nicht nur das Urologie-Portfolio, sondern beschleunigt auch seine Internationalisierung. Nachdem das Familienunternehmen Montavit kurz zuvor mit Verbindlichkeiten in Höhe von EUR 45 Mio. in die Insolvenz geschlittert war, konnte durch die Akquisition der Fortbestand gesichert werden.

Dem Verkäufer mehr Fokus – dem Käufer ein attraktives neues Segment: Mit der Übernahme des Erdnuss-Allergiegeschäfts Palforzia im September 2023 gelang es Stallergenes Greer aus Baar/Zug, in den Markt für die Behandlung von Lebensmittel- allergien einzutreten und somit ihr Portfolio an Allergie-Immuntherapien zu verbreitern. Auf der anderen Seite kann sich der Verkäufer Nestlé aus Vevey nun umso mehr auf sein Kerngeschäft Nahrungsmittel konzentrieren.

Die Tochter des französischen Klebstoffspezialisten Adhex Pharma schloss 2023 den Kauf von Tesa Labtech in Langenfeld/Düsseldorf und Hamburg ab. Adhex Pharma ist Entwickler und Hersteller von transdermalen Pflastern und transmukosalen Filmen. Fußend auf der alten F&E-Einheit von Fournier hat sich Adhex Pharma bereits durch den früheren Zukauf des transdermalen Geschäftsbereiches der Arzneimittelwerke Warngau/München vergrößert und konkurriert mit der im Besitz von dievini Hopp (zuvor in der Hand von Novartis) befindlichen Lohmann Therapie-Systeme aus Andernach am Rhein.

Dem Thema Kleben lassen sich im weiteren Sinne auch die beiden folgenden Transaktionen subsummieren: Die französische Implantationsspezialist Cousin Surgery übernahm im Mai 2023 PlantTec Medical aus Lüneburg, deren Hauptprodukt 4DryField auf Kartoffelstärke basiert und der Adhäsionsprophylaxe und Blutstillung dient. Das Medizinprodukt mediNIK hingegen haftet an Nierensteine, umschließt diese durch ein Zwei-Komponenten-Gel und ermöglicht deren endoskopische Entfernung. Der Entwickler und Vermarkter Purenum wurde im Juni 2023 durch die Klosterfrau-Tochter Farco-Pharma übernommen, um deren Urologie Portfolio zu erweitern. Diese Transaktion stellte übrigens auch einen Exit für den High-Tech Gründerfonds (HTGF) dar, der 2023 außerdem die Adivo aus München in die Hände von Zoetis als weltgrößtem Tiergesundheitsunternehmen und die Lino Biotech aus Adliswil/Zürich in die von Miltenyi aus Bergisch-Gladbach geben konnte.

Nach wie vor leidet die hiesige Startup-Szene, insbesondere die Biotechnologie, unter einem verstopften Exitkanal sowie schwierigen Finanzierungsbedingen. Umso erfreulicher war die private Finanzierungsrunde von ITM Isotope Technologies Munich aus Garching/München über EUR 255 Mio. mit namhaften PE-Investoren sowie dem Athos-Family Office der Strüngmann-Familie im Juni 2023. Die eingeworbenen Mittel werden für den Ausbau der Pipeline und Kapazitäten zur Produktion von Radionukliden und Radiopharmazeutika benötigt. Zudem wird die steigende Attraktivität der Radiopharmazie durch neuliche Gründungsaktivitäten (Aiceum in Berlin, Pentixpharm in Würzburg, ArtBio in Basel-Oslo) sowie die Übernahme von RayzeBio durch Bristol Myers Squibb im Dezember 2023 für USD 4,1 Mrd. bezeugt.

Zulieferer & Dienstleister

Bemerkenswert war der 2023 abgeschlossene Verkauf von PharmaLex an AmerisourceBergen für EUR 1,3 Mrd. PE-Investor Auctus hatte Yes Pharma und PharmaLex in den Jahren 2014-15 erworben, damals mit 400 Mitarbeitern und einem kumulierten Umsatz von EUR 35 Mio. Befeuert durch eine konsequente Buy & Build-Strategie in Deutschland, dann Europa und zuletzt Übersee (fast 40 Zukäufe!) ist der auf die Zulassung von Arzneimitteln und Medizinprodukten spezialisierte Dienstleister auf über 3000 Mitarbeiter und einen Umsatz über EUR 700 Mio. gewachsen und somit zu einem Global Player (innerhalb von AmerisourceBergen) geworden.

Ein weiterer Serien-Zukäufer ist derzeit Biosynth, die als globaler Spieler die Life Science-Industrie beliefert, und zwar mit KKR als starkem Finanzinvestor im Rücken. Nach der 2022 erfolgten Übernahme von Eucodis Bioscience aus Wien folgten Konjugate-Entwickler Celares aus Buch/Berlin im Juli 2023 sowie Spezialchemiehersteller VIO Chemical aus Zürich im Dezember 2023. Aus Sicht von Eucodis, Celares und VIO sicherlich zeitlich gut abgepasste Exits.

Auch im Bereich der Auftragsforschung (CROs) schritt die Konsolidierung voran, zum Beispiel mit Übernahmen aus dem Ausland: Zielunternehmen waren Alcidis aus Gießen im Januar, CRI aus München im Juli, Dr. Kottmann aus Hamm im August und P.R.I.S.M.A. aus Langenfeld im Oktober 2023.

Im Rahmen einer Partnerschaft gingen im Januar 2023 die Mehrheitsanteile der Zürcher Biognosys (ETH-Ausgründung aus dem Jahre 2008) an den globalen Spektroskopie-Spezialisten Bruker. So soll das frische Kapital des US-Amerikaners den Aufbau eines Labors in den USA und somit geographische Expansion aus schweizerischer Sicht ermöglichen sowie das Synergiepotenzial zwischen Brukers Hochdurchsatz-Proteomik-Methoden und Biognosys‘ Spectronaut-Software für Proteomik und Epiproteomik freisetzen.

Das Melsunger Unternehmen Faubel ist Zulieferer von Etiketten und Labels für Arzneiprodukte, insbesondere mit der Arzneimittelsicherheit förderlichen Lösungen für Hersteller von Injektabilia wie dem Integrated Syringe Label. Faubel wurde im Juli 2023 für CAD 190 Mio. an den kanadischen Verpackungsmittelkonzern CCL Industries veräußert. Diese auf den ersten Blick unerwartete Transaktion macht durchaus Sinn für einen Sektor fremden Käufer, der auf Diversifizierung in das pharmazeutische Segment erpicht ist, und lehrt den Blick über den Tellerrand bei der Erstellung der Longlist potenzieller Käufer.

Möglicher Kunde von Faubel ist Baxter Biopharma Solutions für Produkte der Infusionstherapie mit den Standorten Halle-Künsebeck/Bielefeld und Bloomington (USA). Diesen übernahmen im September 2023 Advent und Warburg Pincus als CDMO-Spin Out von Baxter. Die Transaktion war eine der größten im vergangenen Jahr mit einem Volumen von USD 4,3 Mrd. Mit den derzeit rund 1700 Mitarbeitern wird ein Umsatz von USD 600 Mio. generiert, mithin ein Sales Multiple von 7.

Medizintechnik & Digital Health

Die schwedische Asker Healthcare Group war auch im Jahr 2023 weiterhin sehr akquisitionsfreudig und dabei auch vermehrt in der DACH-Region aktiv. Asker verfolgt bereits seit einigen Jahren konsequent das Ziel, einen breit diversifizierten und unternehmerisch geführten, europäischen Gesundheitskonzern in den Bereichen medizinisches Verbrauchsmaterial, Medizinprodukte und Services aufzubauen. Zu diesem Zweck erwarb Asker den Medizintechnik-Dienstleister CRS medical sowie über die erst kürzlich erworbene Rudolf Heintel GmbH in Österreich Andre Surgical und Eumedics medical.

Der Schweizer Zahnmedizinhersteller Straumann Holding war auch in 2023 nicht untätig: Dieser übernahm zunächst die ebenfalls in der Schweiz ansässige GalvoSurge Dental für CHF 32 Mio., dann einen Minderheitsanteil an dem chinesischen Startup Lianyao Medical Equipment, welches sich auf digitale Bildgebungslösungen fokussiert.

Die Henke-Sass Wolf GmbH aus Tuttlingen erwarb den langjährigen Zulieferer und Entwicklungspartner Zünd Präzisionsoptik – inklusive deren Zünd-Tochter Optivac – vom schweizerischen Multi-Family Office Verium.

Die ebenfalls in Tuttlingen ansässige Christian Diener GmbH übernahm die im benachbarten Spaichingen beheimatete Koscher & Würtz. Damit setzt die niederländische Gilde Healthcare ihre im Jahr 2022 begonnene Strategie fort, eine international führende Gruppe von spezialisierten Auftragsfertigern von chirurgischen Präzisionsinstrumenten, insbes. in den Bereichen Orthopädie- und Wirbelsäulenchirurgie, Endoskopie und Neurochirurgie, aufzubauen.

Derweil verkaufte das Private-Equity-Unternehmen IK Partners seine Anteile an der Klingel Medical Group aus Pforzheim an das schwedische Medizintechnikunternehmen Elos Medtech. IK-Partners hatte Klingel 2018 erworben und seitdem durch die Erweiterung der Produktionstechnologien und die erfolgreichen Übernahmen von Gehring Cut, Bächler Feintech, Puracon und Ruetschi den Umsatz verdreifacht.

Im Rahmen der anstehenden Altersnachfolge der MLase erwarb Maxburg Capital Partners die Mehrheit an dem Hersteller für auf Laser- und Lichttechnologie basierenden Medizinprodukten aus Germering/München. In Partnerschaft mit dem Management plant Maxburg das Produktportfolio zu erweitern und das Wachstum weiter zu fördern.

Der Finanzinvestor Cinven gab im letzten Jahr bekannt, die restlichen 57% der SYNLAB für EUR 10 pro Aktie erwerben zu wollen, was einen implizierten Eigenkapitalwert von circa EUR 2,2 Mrd. (bzw 8,8 x EBIT) für den Labordienstleister aus München ergeben würde.

Mindray Medical Netherlands, eine mittelbare Tochtergesellschaft der in Shenzhen börsennotierten Mindray Bio-Medical Electronics, erwarb 75 % der Anteile an DiaSys Diagnostic Systems aus Holzheim/Limburg von der Gründerfamilie Gorka für EUR 115 Mio., nachdem die Transaktion die außenwirtschaftsrechtliche Freigabe erhalten hatte. Der implizite Unternehmenswert beträgt damit EUR 153 Mio., bei einem Umsatz von EUR 72,8 Mio. und einem Nettogewinn von EUR 4,7 Mio. Im Rahmen der Transaktion gliedert DiaSys seine Tochtergesellschaften DiaSys Technologies France und peS aus, da diese beiden hauptsächlich Geräte für die In-vitro-Diagnostik entwickeln und ihr Geschäft, mit dem der Gruppe, wenig komplementär ist.

Die CompuGroup Med erwarb 51% der Anteile an m.Doc, welche eine digitale Gesundheitsplattform für die Patientenkommunikation und -versorgung anbietet. m.Doc wurde im Jahr 2016 gegründet und beschäftigt rund 110 Mitarbeiter an den Standorten in Köln und Lissabon. Beteiligt waren bislang, neben Gründer Kulin, der das Unternehmen verlässt, auch verschiedene private Investoren, darunter der frühere Ratiopharm-Geschäftsführer Professor Dr. Gerald Huber sowie der Thieme-Verlag,

NOVENTI Health aus München veräußerte sein Berliner Tochterunternehmen NOVENTIcare, einen spezialisierten Anbieter von Softwarelösungen für die Pflegebranche, an die kanadische Volaris-Gruppe. Durch die Transaktion möchte sich die NOVENTI-Gruppe wieder stärker auf ihr Kerngeschäft fokussieren, welches die Entwicklung und den Vertrieb von Softwarelösungen für die Warenwirtschaft, die Rezeptabrechnung und das Praxismanagement umfasst.

Pohl-Boskamp aus Hohenlockstedt, bekannt vor allem für ihre HNO-Arzneien, übernahm im Mai 2023 die in Duisburg ansässige MyNoise. Letztere hatte bereits früher ihre auf kognitiver Verhaltenstherapie basierende Tinnitus-App namens Kalmeda an erstere auslizensiert, was mit einem erfolgreichen Markteintritt inklusive Regelerstattung durch die gesetzlichen Krankenkassen 2020 belohnt wurde. Ein weiteres Beispiel für die M&A-Straße in die digitale Welt ist der im Juli 2023 abgeschlossene Kauf von InstaDeep durch die Mainzer BioNTech für rund EUR 500 Mio. Durch die Übernahme des Londoner Unternehmens mit seinen knapp 300 Mitarbeitern soll BioNTechs Position in der KI-basierten Arzneimittelentwicklung gestärkt werden.

Krankenhäuser, Ärzte & Pflege

Die englische Round Hill Capital und Auxenia aus Berlin erwarben im Mai 2023 die Immobilie der Pflege-Residenz-Beuren für EUR 32 Mio. Die Betreibergesellschaft ging an die Berliner, auf Wohnen und Fachpflege im Alter spezialisierte, cosiq mit einem 20-Jahres-Leasingvertrag.

Die Berliner TSC Real Estate, Spezialist für Senioren- und Gesundheits-Immobilien, erwarb im Juli 2023 die Klinik an der Weißenburg in Uhlstädt/Jena – einziges Fachkrankenhaus für Rheumatologie in Thüringen. Betreiber ist die gleichnamige GmbH, die dem australischen Konzern Sonic Healthcare angehört, welcher neben Krankenhäusern auch Diagnostikleistungen anbietet und von sich auch, betreffs Konsolidierung im Bereich Labordienstleistungen, reden gemacht hat.

So übernahm Sonic Healthcare von der unter Druck gekommenen Synlab-Gruppe aus München die in Luzern domizilierte Synlab Suisse im Juli 2023 für CHF 150 Mio., dann die MVZ Medizinische Laboratorien Düsseldorf für EUR 180 Mio. und schließlich im Dezember die Diagnosticum aus Neukirchen/Zwickau für EUR 190 Mio. Solche derzeit wohl dotierten Transaktionen im Dienstleistungsbereich stellen durchaus eine Option im Rahmen einer Nachfolgeregelung dar.

Andererseits trennten sich private Krankenhausgruppen von einzelnen Häusern. So wechselten im Sommer 2023 zwei Kliniken der Osnabrücker Paracelsus-Gruppe den Besitzer, und zwar ging die in Hemer/Iserlohn an die Diakonie (nun unter dem Namen DGD Stadtklinik Hemer) und die Paracelsus-Klinik Reichenbach an die KL Real Estate zwecks Umwidmung des historischen vogtländischen Krankenhauses in betreutes Senioren-Wohnen. In anderen Fällen ergaben sich Opportunitäten aus Insolvenzen, wie die Übernahme der Imland-Kliniken in Rendsburg und Eckernförde im August 2023 durch die Schön-Kliniken aus München zeigt. Auf jeden Fall wird sich die hiesige Krankenhauslandschaft weiter ausdünnen und konsolidieren, was Dänemark und andere europäische Nachbarn bereits vorleben.

Ein wichtiger Treiber für diesen Trend ist die Ambulantisierung operativer Leistungen, die traditionell im Krankenhaus stattfinden. Als Beispiel sei auf die Abgabe eines Mehrheitsanteils der Praxisgruppe Narconova aus Rhede/Bocholt im Dezember 2023 hingewiesen, welche eine der führenden für die anästhesiologische Versorgung sowie den Betrieb ambulanter OP-Zentren in Nordrhein-Westfalen ist. Im Rahmen eines Auktionsprozesses erhielt die auf ambulante und operative Orthopädie ausgerichtete Praxisgruppe Ortivity aus München den Zuschlag, weil sowohl die Angebotsparameter als auch die Zukunftsstrategie den Verkäufer überzeugten.

Ausblick auf 2024

Das Jahr 2024 verspricht im Bereich Healthcare M&A aufregende Entwicklungen und Herausforderungen. So haben sich in den letzten drei Jahren viele Deals und Nachfolgethemen aufgestaut, die nun auf Umsetzung drängen. Ebenso sehen wir viele Unternehmen, insbesondere pharmazeutische, und Investoren wie Private Equity und Family Offices mit gut gefüllten Kriegskassen ausgestattet. Dabei erfreuen sich gerade eigenkapitalaffine strategische Käufer (z.B. Mittelständler) zu Zeiten erhöhter Zinssätze ihres Vorteils vor Finanzinvestoren, welche sich zumeist auch signifikanter Fremdfinanzierungen bedienen (z.B. Private Equity). Im Bereich Pharma und Biotechnologie bleiben die Segmente Onkologie, Diabetes und Gewichtsreduktion, seltene Krankheiten, Zell- und Gentherapien sowie Präzisionsmedizin attraktive Themen.

Im Bereich Medizintechnik erwarten wir für 2024 mehr Deals, die auf Wachstum, Technologiezugang wie künstliche Intelligenz (KI), Innovation und Marktführerschaft abzielen. Hierbei werden sogenannte Scope Deals den Löwenanteil ausmachen und über Scale Deals dominieren. Daneben werden Unternehmen weiterhin auf Desinvestitionen setzen, um ihre Portfolios zu optimieren. Während einige Unternehmen bereits in Amerika und/oder Asien investiert haben, werden viele andere abwarten, während sie darüber diskutieren, welches Investitionsniveau sie dort erreichen sollten und wie sie einen Produktionsstandort etablieren könnten.

Im Bereich Krankenhäuser und Heime gehen wir weiterhin von gebremster Transaktionsaktivität aus, wobei in Deutschland die Krankenhausreform von Gesundheitsminister Lauterbach eine neue Dynamik entfachen könnte.

Schließlich hängt eine generelle Zunahme der Deal Aktivität 2024 davon ab, ob Käufer und Verkäufer ihre auseinanderklaffenden Bewertungen anzunähern vermögen, sich die geopolitische Situation (Angriffskrieg in der Ukraine, Konflikt in Gaza und Nahost, politische Entwicklung USA, etc.) nicht weiter verschlechtert und die Weltwirtschaft (Börsenentwicklung) krisenfest und stabil bleibt. Vor einer Finanzkrise ist unseres Erachtens die Welt auch 2024 nicht vollständig gefeit.

Viele – statistisch mehr als die Hälfte aller – M&A-Transaktionen halten nicht ihr Wertversprechen: Das beste Antidot hiergegen ist exzellente Marktkenntnis und Vernetzung, eine klar definierte Mission und Vision sowie eine regelmäßig überprüfte Strategie inklusive M&A-Roadmap und operative Exzellenz längs des M&A-Prozesses. Daneben sind (die Kompatibilität von) Unternehmenskultur(en), Wissen und Erfahrung in der Anwendung vom gesamten Werkzeugkasten des Deal-Making (neben M&A auch Joint Ventures, Partnerschaften, Lizenzen, etc.) sowie eine gut geplante und durchgeführte (Post Merger) Integration wesentliche und zunehmend kritische Erfolgsparameter.

Unternehmerischer Weitblick, strategische Herangehensweise, solide Deal-Expertise, breites Netzwerk und Technologieaffinität – das ist die DNA von Steinbeis M&A.

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